An Duseter Juden

Marija Atkočiūnaitė – Varenbergienė

 

An Duseter Juden

der 26. August, 1941

 

An dem Morgen ist die Sonne erst aufgegangen,

Der Morgentau lag noch auf den Wiesen.

Die Wellen von Sartai wogten leise durch leichten Wind,

Šventoji streichelte die Kalmusse und hatte es nicht eilig,

Da Sie gar nicht wusste, was der heutiger Tag bringt.

 

Da, wo die blauen Sartai und fließende Šventoji

Ihre Gewässer für die Ewigkeit zusammengefasst haben,

Da stand das Geto von Užtiltė,

Da, wo die Juden, die aus Dusetos getrieben wurden

Sie wohnten da mit einem  gelben Stern bezeichnet.

 

An dem Morgen mit einem Bündel Heu im Wagengestell, beeilten sich die Leute

Von Eivėnai, Kavoliai, Barauka…

Nicht freiwillig. Von Weißbänder zusammengetrieben…

In  einen langen Reih und Glied aufgestellt,

Damit die Wickelkinder, Kinder und die Alten, die sich nicht mehr bewegen könnten

In dem Wagen fahren durften.

 

Über den Pflaster, über die Brücke von Darius und Girėnas,

die einige Juden aus Dusetos zu bauen geholfen haben,

Die einen zu Fuß, die anderen, die nicht mehr laufen konnten, die wurden gefahren…

Jeder hatte ein kleines Hoffnungsflämchen zum Überleben in sich getragen.

So haben sie die Kinder und Familienrelikte fest ans Herz gedrückt.

Die Bündel der Hoffnung das Leben zu auskaufen.

 

Bereits Dusetos. Entreißter Besitz.

Das Vorhängen von Fenstern heruntergerissen

Lange Jahre geschafftes Leben, steht niedergetreten und entweiht

Die Namen und Familiennamen aus der Geschichte von Dusetos

Schon leer ausgewischt…

 

Ist es möglich einen Menschen noch mehr zu erniedrigen,

Als die Heiligtum, da wo die Gebete erklangen, da wo Zeremonien und Feste gefeiert wurden

Entweiht und ausgerissen zum Pferdestall verwandelt zu sehen…

Der Rabbiner reiste mit zusammengedrücktem Herz mit der großer Karavan zusammen…

Sie sind gestolpert, die Augen haben alle Tränen ausgeweint…

Und trotzdem jeder hat eine kleine, ganz kleine Hoffnung zum Überleben gehabt.

 

Sie wurden von ihren Nachbarn getrieben, die in Bestien verwandelt sind.

Mit wiedergestellten Waffen, haben ihre Macht gezeigt

Ganz ohne Mitleid in den Augen und in den Herzen,

Die weißen Bänder funkelten auf den aufgeschlagenen der Ärmel

 Da standen nur einige deutsche Soldaten…Die bewaffnet waren.

 

Maksvyčiai, Padustėlis, eine Kreuzung…schlugen auf offenem Wege nach Degučiai ein.

Das Dorf Lungeliai, Vencavai, sich drehenden Flügeln in der Mühle …

Nur der Straßenstaub, mit den Tränen gemischt

Ist auf die Hände, Herzen immer nur gefallen und gefallen…

Und die Hoffnung, am Leben zu bleiben, ist immer kleiner und kleiner geworden,

Während die Wagen mit den Wächtern vom Wege abgewichen haben

Auf die linke Seite, auf die ganz schmale unmarkierte Wegstrecke…

 

Mit den abgestorbenen Herzen sind die durch ein junges Kiefernwald  gelaufen.

Die Beine wollten nicht mehr folgen, nach dem langen Lauf…

Das Dorf von Krakynė hat sie in der tödlicher Stille empfangen…

Der ausgegrabener Schützengraben was schon von weitem zu sehen… Nur die Sonne scheinnte auf dem Himmel.

Und der Sommer hat einen langen Tag versprochen…

Zu dem schrecklichem, langem und tiefem Graben

Zuerst die Frauen mit Wickel- und kleine Kinder weggetrieben haben

Ein Befehl kam, auf die Toten draufzuspringen, hinzulegen… So wurden alle mit den zahlreichen Kugeln durchgelöchert.

Dann sind auch die Männer auf die Frauen, Kinder über die Leichen zum hinlegen geschoben…

Die Erde weinte…

Die Automatenschüsse haben einen Leben nach dem anderen abgerissen…

So viele schmerzhaften Wehklagen, Tränen und Blut hat unsere Erde noch nie gesehen…

Der Himmel hat sich nicht geöffnet – um diesen Wannsinn zu stoppen,

Dieses blutigen Gelage,  die Masaker der unschuldigen Menschen…

Hier, in einem brüderlichem Grab, ganz nah zu einander,

Mit den Kindern, Wickelkindern und einander unter dem Arm,

Sind alle todgelegen, und alles nur, weil die Juden waren…

Von Zarasai, Turmantas, Salakas, Antalieptė, Rimšė, Dusetos und von Dūkštas

Die tausende…waren da alle zum Sterben… zusammengetrieben

Die sind für ewig in der Heimat, die sie liebten, geblieben,

In der Heimat, die sie nicht beschützt und nicht behütet hat, weil die Leute zu Bestien geworden sind,

Und durch Blut begossenem Wohl reich werden wollten…